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Erbengemeinschaft – Auskunftsansprüche aus fondsgebundener Rentenversicherung

Ein Stiefsohn erbt überraschend eine fondsgebundene Rentenversicherung, obwohl der Vertrag jahrelang von der Witwe des Verstorbenen bedient wurde. Das Landgericht Landshut entschied, dass die Erbengemeinschaft der Witwe leer ausgeht und keinen Anspruch auf die Versicherungssumme hat. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung von Vertragsklauseln und die automatische Rechtsnachfolge bei Versicherungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Landshut
  • Datum: 27.06.2023
  • Aktenzeichen: 71 O 2904/22
  • Verfahrensart: Zivilprozess wegen Auskunftsansprüchen einer Erbengemeinschaft aus einer fondsgebundenen Rentenversicherung
  • Rechtsbereiche: Versicherungsrecht, Erbrecht

Beteiligte Parteien:

  • Kläger: Ein Miterbe und Teil der Erbengemeinschaft nach der verstorbenen M.H. Der Kläger argumentiert, dass ein wirksames Vertragsverhältnis zwischen der Erblasserin und der Versicherung bestand oder zumindest ein neuer Vertrag geschlossen wurde. Er verlangt Auskunft über den Stand der Versicherungssumme.
  • Beklagte: Die Versicherungsgesellschaft, die den Vertrag hält. Sie bestreitet die Übernahme des Vertrags durch die Erblasserin und verweist darauf, dass der Halbbruder des Klägers, K.H., aufgrund einer aufschiebenden Bedingung Vertragsnehmer wurde.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Die Erbengemeinschaft, bestehend aus dem Kläger und seinem Halbbruder, stritt mit der Versicherung über den Anspruch auf Auskunft hinsichtlich einer fondsgebundenen Rentenversicherung, die ursprünglich von ihrem Vater abgeschlossen wurde und nach dessen Tod an K.H. überging. Der Kläger argumentiert, dass durch die Erklärung der Versicherung gegenüber der Erblasserin ein wirksames Vertragsverhältnis entstanden sei.
  • Kern des Rechtsstreits: Die Frage, ob die Erbengemeinschaft als Versicherungsnehmerin angesehen werden kann und dadurch einen Anspruch auf Auskunft über den Stand der Versicherungssumme hat.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die Klage wurde abgewiesen.
  • Begründung: Die vertragliche Regelung sieht vor, dass beim Tod des Versicherungsnehmers die Versicherte Person (K.H.) in seine Rechte und Pflichten eintritt. Die Erbengemeinschaft besitzt keinen Anspruch, da sie nicht Versicherungsnehmer ist. Ein bestehendes Vertragsverhältnis mit der Erblasserin oder der Erbengemeinschaft wurde nicht anerkannt. Lediglich die versicherte Person hatte die Rechte und Verpflichtungen übernommen.
  • Folgen: Der Kläger trägt die Kosten des Rechtsstreits. Das Urteil verdeutlicht, dass ein Anspruch auf Informationen aus einer Versicherung strikt an die Versicherungsnehmereigenschaft gebunden ist und konträre Vereinbarungen in einem Versicherungsvertrag im Todesfall des Versicherungsnehmers direkt wirksam werden.

Erbenrecht im Fokus: Ansprüche auf Rentenversicherungen klären

Bei einer Erbengemeinschaft handelt es sich um eine Gruppe von Personen, die gemeinsam Erben eines Nachlasses sind. Innerhalb dieser Gemeinschaft gibt es oft komplexe rechtliche Fragen, insbesondere wenn es um Auskunftsansprüche bezüglich fondsgebundener Rentenversicherungen geht. Diese Versicherungen können im Erbfall eine wichtige Rolle spielen, da sie potenzielle Vermögenswerte darstellen, auf die die Erben Anspruch haben.

Erben haben das Recht, Informationen über die bestehenden Rentenansprüche zu erhalten, um ihre Ansprüche aus der Rentenversicherung geltend zu machen. Dies umfasst auch die Auskunftspflicht der jeweiligen Versicherungsgesellschaften. Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der diese Aspekte beleuchtet und auf die Rechte der Erben sowie die Nachlassverwaltung eingeht.

Der Fall vor Gericht


Unerwarteter Vertragsübergang bei Rentenversicherung – Erbengemeinschaft geht leer aus

Stiefsohn entdeckt Versicherungsunterlagen mit Begünstigtenregelung im Arbeitszimmer
Auskunftsansprüche der Erbengemeinschaft bei Rentenversicherung (Symbolfoto: Ideogram gen.)

Das Landgericht Landshut hat in einem komplexen Rechtsstreit um eine Fondsgebundene Rentenversicherung entschieden, dass eine Erbengemeinschaft keinen Anspruch auf Auskunft über die Versicherungssumme hat. Im Kern des Falls stand die Frage, wer nach dem Tod des ursprünglichen Versicherungsnehmers rechtmäßiger Vertragspartner der Versicherung wurde.

Automatischer Übergang auf die versicherte Person statt Vererbung

Die ursprüngliche Versicherung wurde 2001 von A.H. abgeschlossen, wobei sein Stiefsohn K.H. als versicherte Person eingesetzt wurde. Der Versicherungsvertrag enthielt eine besondere Klausel zur Rechtsnachfolge: Bei Tod des Versicherungsnehmers sollte die versicherte Person automatisch in die Rechte und Pflichten eintreten, sofern sie volljährig war und nicht widersprach. Als A.H. 2003 verstarb, wurde der Vertrag jedoch zunächst auf seine Witwe übertragen, die als Erbin die Beiträge weiterzahlte.

Rechtliche Bewertung des Vertragsübergangs

Das Gericht stellte klar, dass die im Versicherungsantrag festgelegte Regelung ein Aufschiebend bedingtes Recht darstellte. Mit dem Tod des ursprünglichen Versicherungsnehmers trat diese Bedingung ein, wodurch K.H. automatisch neuer Versicherungsnehmer wurde. Die spätere Übertragung auf die Witwe war nach Auffassung des Gerichts nicht rechtmäßig, da die Versicherung nicht befugt war, den Vertrag ohne Zustimmung des neuen Vertragspartners auf eine dritte Person zu übertragen.

Keine Rechte für die Erbengemeinschaft

Nach dem Tod der Witwe im Jahr 2020 forderte ihr Sohn als Teil der Erbengemeinschaft Auskunft über den Versicherungsvertrag. Das Gericht wies diese Forderung zurück und begründete: Ein Auskunftsanspruch stehe ausschließlich dem Versicherungsnehmer zu. Da die Witwe zu keinem Zeitpunkt rechtmäßige Versicherungsnehmerin geworden sei, könne die Erbengemeinschaft keine Rechte aus dem Vertrag geltend machen.

Rückzahlung der Beiträge möglich

Das Gericht stellte fest, dass die von der Witwe geleisteten Beiträge in Höhe von 23.770,20 Euro an den Nachlass zurückgezahlt werden können. Hierfür sei jedoch eine Erbeneinigungserklärung erforderlich, die bislang nicht vorgelegt wurde. Ein weitergehender Schadensersatzanspruch der Erbengemeinschaft wurde verneint, da der Versicherungsvertrag zu keinem Zeitpunkt zum Vermögen der Verstorbenen gehörte.


Die Schlüsselerkenntnisse


Das Urteil zeigt klar, dass vertragliche Regelungen zur Rechtsnachfolge in Versicherungsverträgen Vorrang vor erbrechtlichen Ansprüchen haben können. Eine im Versicherungsvertrag festgelegte Nachfolgeregelung zugunsten der versicherten Person geht automatisch in Kraft, auch wenn Erben bereits Beiträge gezahlt haben. Versicherungsgesellschaften können Verträge nicht eigenmächtig auf Erben übertragen, wenn der Vertrag eine andere Nachfolgeregelung vorsieht. Die Erbengemeinschaft hat keinen Auskunftsanspruch über Versicherungssummen, wenn sie nicht Versicherungsnehmer ist – dieser Anspruch steht ausschließlich dem rechtmäßigen Versicherungsnehmer zu.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie einen Versicherungsvertrag erben, prüfen Sie als Erstes genau die Vertragsbedingungen zur Rechtsnachfolge – diese haben Vorrang vor dem Erbrecht. Selbst wenn Sie jahrelang Beiträge für einen geerbten Versicherungsvertrag gezahlt haben, bedeutet das nicht automatisch, dass Sie auch Versicherungsnehmer geworden sind. Als Erbe haben Sie keinen automatischen Anspruch darauf zu erfahren, wie hoch die Versicherungssumme ist – dieses Recht hat nur der tatsächliche Versicherungsnehmer. Sie können aber die Rückzahlung der geleisteten Beiträge verlangen, wenn sich herausstellt, dass der Vertrag aufgrund einer Nachfolgeklausel an jemand anderen übergegangen ist.


Benötigen Sie Hilfe?

Bei ererbten Versicherungsverträgen können komplexe rechtliche Fragen entstehen, besonders wenn Sie bereits Beiträge geleistet haben oder die Versicherungssumme unklar ist. Unsere Anwälte analysieren Ihre individuelle Situation und helfen dabei, bestehende Ansprüche zu identifizieren. Mit langjähriger Expertise im Versicherungs- und Erbrecht unterstützen wir Sie dabei, Ihre rechtliche Position zu klären und den bestmöglichen Weg für Ihren Fall zu finden. ✅ Jetzt Kontakt aufnehmen!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche grundlegenden Rechte hat eine Erbengemeinschaft bei Rentenversicherungsverträgen?

Grundsätzliche Rechtsstellung

Eine Erbengemeinschaft hat bei Rentenversicherungsverträgen nur eingeschränkte Rechte, da Renten grundsätzlich höchstpersönlicher Natur sind und nicht vererbt werden können. Die gesetzliche Rente kann nicht direkt an eine andere Person vererbt werden.

Rechte bei privaten Rentenversicherungen

Bei privaten Rentenversicherungen bestehen folgende Rechte:

Bezugsberechtigte Personen haben Anspruch auf die Versicherungsleistung, wenn sie im Versicherungsvertrag namentlich genannt sind. Das Kapital fließt dann nicht in den Nachlass, sondern direkt an die bezugsberechtigte Person.

Die Erbengemeinschaft hat Anspruch auf folgende Leistungen:

  • Das Vertragsguthaben zum Zeitpunkt des Todesfalls
  • Die Beitragsrückgewähr inklusive erzielter Überschüsse
  • Eine eventuell vereinbarte Todesfallsumme

Besondere Regelungen für die Rentenphase

In der Rentenphase können folgende Rechte bestehen:

Die Rentengarantiezeit sichert die weitere Rentenzahlung an die Erbengemeinschaft für einen festgelegten Zeitraum. Bei einer vereinbarten Kapitalrückgewähr erhalten die Erben das noch nicht ausgezahlte Kapital.

Auskunfts- und Verwaltungsrechte

Die Erbengemeinschaft hat als Gesamthandsgemeinschaft das Recht, gemeinsam über den Nachlass zu verfügen. Alle Entscheidungen bezüglich der Versicherungsverträge müssen gemeinschaftlich getroffen werden. Jeder Miterbe hat einen Auskunftsanspruch gegenüber den anderen Miterben.


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Wie wirken sich Bezugsrechtsregelungen auf die Erbengemeinschaft aus?

Grundsätzliche Wirkung des Bezugsrechts

Ein Bezugsrecht bei Versicherungen führt dazu, dass die Versicherungsleistung nicht in den Nachlass fällt. Wenn eine bezugsberechtigte Person in der Police eingetragen ist, erhält diese die Versicherungsleistung unabhängig von der Erbfolge.

Widerrufliches und unwiderrufliches Bezugsrecht

Bei einem widerruflichen Bezugsrecht entsteht der konkrete Rechtsanspruch erst im Leistungsfall. Die Erben können das Schenkungsversprechen gegenüber dem Bezugsberechtigten widerrufen, solange die Versicherung diesem die Bezugsberechtigung noch nicht mitgeteilt hat.

Ein unwiderrufliches Bezugsrecht hingegen gewährt dem Begünstigten sofort einen Rechtsanspruch auf die Leistungen. Eine Änderung ist dann nur noch mit Einwilligung des Bezugsberechtigten möglich.

Besondere Konstellationen

Wenn als Bezugsberechtigte „die Erben“ benannt sind, bleiben diese auch dann bezugsberechtigt, wenn sie das Erbe ausschlagen. Bei geschiedenen Ehepartnern bleibt das Bezugsrecht bestehen, wenn es nicht aktiv geändert wurde.

Wettlauf um die Versicherungssumme

Es kann zu einem Wettlauf zwischen Erben und Bezugsberechtigten kommen. Die Erben können das Schenkungsversprechen widerrufen, bevor der Bezugsberechtigte von der Versicherung informiert wird. Sie können auch durch Anweisung an das Versicherungsunternehmen die Übermittlung des Schenkungsversprechens an den Bezugsberechtigten verhindern.


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Welche Rolle spielt die Erbeneinigungserklärung bei Versicherungsansprüchen?

Die Erbeneinigungserklärung spielt eine zentrale Rolle bei der Verteilung von Versicherungsansprüchen, wenn diese in den Nachlass fallen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn keine bezugsberechtigte Person im Versicherungsvertrag benannt wurde.

Grundsätzliche Bedeutung

Bei einer Erbengemeinschaft müssen alle Miterben gemeinsam über die Verwaltung und Verteilung der Versicherungsansprüche entscheiden. Die Erbeneinigungserklärung dokumentiert diese gemeinschaftliche Entscheidung und ist rechtlich bindend.

Formelle Anforderungen

Die Erbeneinigungserklärung muss schriftlich erfolgen und von allen Mitgliedern der Erbengemeinschaft unterzeichnet werden. Bei der Aufteilung von Versicherungsansprüchen ist ein Erbauseinandersetzungsvertrag erforderlich, der die genaue Verteilung der Ansprüche regelt.

Besonderheiten bei Versicherungsansprüchen

Wenn die Versicherungsleistung in den Nachlass fällt, wird sie wie ein gewöhnlicher Vermögenswert behandelt. Die Erbengemeinschaft muss dann gemeinsam über die Verwendung entscheiden. Der Rückkaufswert zum Zeitpunkt des Todes ist dabei für die Bewertung maßgeblich.

Praktische Durchführung

Die Erbengemeinschaft muss zunächst den genauen Wert der Versicherungsansprüche ermitteln. Anschließend können die Erben in der Einigungserklärung festlegen, wie die Verteilung konkret erfolgen soll. Dabei können sie von den gesetzlichen Erbquoten abweichen, wenn alle Miterben zustimmen.


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Welche Fristen müssen Erben bei Versicherungsansprüchen beachten?

Ausschlagungsfrist

Die zentrale Frist für Erben beträgt sechs Wochen ab Kenntnis vom Todesfall. Diese Frist verlängert sich, wenn der Erblasser ein Testament hinterlassen hat – sie beginnt dann erst mit der Eröffnung der letztwilligen Verfügung durch das Nachlassgericht.

Auskunftsansprüche gegenüber Versicherungen

Versicherungen müssen Auskunft über bestehende Verträge erteilen, wenn die Erben den Eröffnungsbeschluss des Gerichts sowie die letztwillige Verfügung vorlegen. Ein Erbschein wird nur bei Zweifeln über die Erbenstellung benötigt.

Verjährungsfristen für Auskunftsansprüche

Der allgemeine Auskunftsanspruch der Erben verjährt nach drei Jahren zum Jahresende. Die Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Erbe von den anspruchsbegründenden Umständen Kenntnis erlangt hat.

Besonderheiten bei Riester-Renten

Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen wie der Riester-Rente gilt eine einjährige Frist nach dem Tod des Versicherungsnehmers, um einen eigenen Altersvorsorgevertrag abzuschließen.

Bei Rentengarantiezeiten müssen besondere zeitliche Regelungen beachtet werden:

  • Die Hinterbliebenenrente oder Rentengarantiezeit greift nur bis zur Vollendung des 85. Lebensjahres des Versicherungsnehmers
  • Die Rentengarantiezeit kann zwischen 5 und 23 Jahren festgelegt werden

Dokumentationspflichten

Für die Durchsetzung von Versicherungsansprüchen ist eine sorgfältige Dokumentation erforderlich. Erben sollten Auskunftsansprüche schriftlich geltend machen, um einen Nachweis zu haben.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Fondsgebundene Rentenversicherung

Eine spezielle Form der privaten Rentenversicherung, bei der die eingezahlten Beiträge in Investmentfonds angelegt werden. Anders als bei klassischen Rentenversicherungen hängt die spätere Rentenhöhe von der Wertentwicklung der gewählten Fonds ab. Diese Versicherungsform ist im Versicherungsvertragsgesetz (VVG) geregelt. Während der Ansparphase besteht das Risiko von Kursschwankungen, dafür bietet sich die Chance auf höhere Renditen. Ein Beispiel: Zahlt jemand monatlich 100€ ein, wird dieser Betrag in ausgewählte Aktienfonds investiert. Die spätere Rente richtet sich nach dem Fondsvermögen zum Rentenbeginn.


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Versicherte Person

Die natürliche Person, auf deren Leben sich der Versicherungsschutz bezieht. Sie ist nicht automatisch auch Versicherungsnehmer oder Begünstigter. Gemäß § 150 VVG kann die versicherte Person von der Person des Versicherungsnehmers abweichen. Bei Tod der versicherten Person wird die Versicherungsleistung fällig. Die versicherte Person muss dem Versicherungsvertrag zustimmen, wenn die Versicherungssumme ihre gewöhnlichen Beerdigungskosten übersteigt. Beispiel: Ein Vater schließt eine Lebensversicherung auf das Leben seines Kindes ab.


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Aufschiebend bedingtes Recht

Ein Rechtsanspruch, der erst wirksam wird, wenn ein bestimmtes zukünftiges Ereignis eintritt (§ 158 BGB). Bis zum Eintritt der Bedingung ist das Recht schwebend unwirksam. Die Bedingung muss dabei eindeutig bestimmbar sein. Im Versicherungsrecht häufig bei Vertragsübergängen verwendet. Beispiel: Ein Vertrag sieht vor, dass beim Tod des Versicherungsnehmers automatisch eine andere Person in den Vertrag eintreten soll – die Rechtsnachfolge ist dann an die Bedingung „Tod des Versicherungsnehmers“ geknüpft.


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Erbeneinigungserklärung

Eine gemeinsame schriftliche Erklärung aller Mitglieder einer Erbengemeinschaft über die Verteilung des Nachlasses oder einzelner Nachlassgegenstände. Sie ist wichtig für die rechtssichere Abwicklung von Nachlassangelegenheiten gegenüber Dritten. Die Erklärung muss von allen Miterben unterschrieben werden. Banken und Versicherungen verlangen sie häufig, bevor sie Auszahlungen an einzelne Erben vornehmen. Beispiel: Drei Geschwister einigen sich schriftlich darüber, wie das Sparvermögen ihrer verstorbenen Mutter aufgeteilt werden soll.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 1922 BGB (Erbfolge): Dieser Paragraph regelt die Erbfolge und legt fest, dass mit dem Tod einer Person deren Rechte und Pflichten als Nachlass auf die Erben übergehen. Im vorliegenden Fall ist entscheidend, dass der Kläger und sein Halbbruder als Erben der verstorbenen Mutter fungieren und somit in die Rechte und Pflichten des Nachlasses eintreten. Ihre Fähigkeit, Ansprüche geltend zu machen, hängt von dieser gesetzlichen Regelung ab.
  • § 25 VVG (Versicherungsvertrag): Der Paragraph beschreibt die Rechte und Pflichten der Vertragsparteien in einem Versicherungsverhältnis, insbesondere im Hinblick auf Veränderungen in der Vertragsstellung. Im Fall hat die Erbengemeinschaft keinen Anspruch auf Auskunft, da nur der Versicherungsnehmer selbst berechtigt ist, Informationen zu verlangen. Dies bringt die rechtliche Situation für die Kläger in eine klärungsbedürftige Zone bezüglich ihrer Ansprüche.
  • § 317 BGB (Verjährung): Dieser Paragraph regelt die Verjährung von Ansprüchen und deren Fristen. Die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag müssen innerhalb einer bestimmten Frist geltend gemacht werden, andernfalls verjähren sie. Dies ist relevant für die Kläger, die sicherstellen müssen, dass sie ihre Ansprüche fristgerecht bauen, um spätere Verjährungseinwände zu vermeiden.
  • § 199 BGB (Beginn der Verjährung): Dieser Paragraph legt fest, wann die Verjährungsfrist beginnt, was in der Regel mit dem Zeitpunkt der Kenntnis des Anspruchs und der Person, die ihn geltend machen möchte, gekoppelt ist. In diesem Fall müssen die Kläger verstehen, ab wann sie ihre Rechte und Ansprüche gelten machen können, insbesondere im Hinblick auf die Information über die Versicherungssumme.
  • § 128 BGB (Aufschiebende Bedingung): Diese Vorschrift beschreibt die Bedingungen, unter denen Rechte und Pflichten zur Wirkung kommen können. Die Regelung im Versicherungsvertrag, wonach der Vertrag im Todesfall des Versicherungsnehmers auf die versicherte Person übergeht, stellt eine solche aufschiebende Bedingung dar. Der Kläger muss daher beachten, dass die Ansprüche aus dem Vertrag direkt an den Halbruder übergegangen sind, was seinen eigenen Anspruch einschränkt.

Weitere Beiträge zum Thema

  • Miterbenanspruch: Auskunft über Erbschaft nach § 2027 BGB
    Der Artikel erläutert, dass Miterben grundsätzlich keinen allgemeinen Auskunftsanspruch über den Nachlassbestand haben. Ausnahmen bestehen, wenn ein Miterbe als Bevollmächtigter des Erblassers tätig war oder Nachlassgegenstände in Besitz genommen hat, wodurch er nach § 2027 BGB zur Auskunft verpflichtet ist. Zudem können Schenkungen und besondere Auskunftspflichten, etwa bei häuslicher Gemeinschaft, eine Rolle spielen. → → Rechte und Pflichten bei Erbschaften
  • Auskunftsanspruch gemäß § 666 BGB eines Miterben – Verwirkung
    In diesem Fall entschied das Landgericht Münster (Az.: 12 O 14/20) am 09.11.2020, dass ein Auskunftsanspruch gemäß § 666 BGB verwirkt sein kann, wenn er über Jahre nicht geltend gemacht wurde und besondere Umstände hinzukommen. Die familiäre Beziehung und das lange Zuwarten des Anspruchstellers führten zur Annahme der Verwirkung. → → Verwirkung von Auskunftsansprüchen im Erbrecht
  • Geltendmachung eines Auskunfts- bzw. Rechnungslegungsanspruchs durch Miterben
    Der Beitrag behandelt die Voraussetzungen, unter denen Miterben Auskunfts- und Rechnungslegungsansprüche geltend machen können. Es wird betont, dass solche Ansprüche bestehen, wenn ein Miterbe den Nachlass verwaltet oder besondere Kenntnisse über den Nachlass hat, die den anderen Miterben nicht zugänglich sind. → → Ansprüche zur Nachlassverwaltung durch Miterben
  • Auskunftsanspruch des Erben gegen den Pflichtteilsberechtigten
    Hier wird erörtert, dass Erben gegenüber Pflichtteilsberechtigten zur Auskunft über den Nachlassbestand verpflichtet sind, um die Berechnung des Pflichtteils zu ermöglichen. Der Auskunftsanspruch umfasst alle beim Erbfall vorhandenen Nachlassgegenstände, Verbindlichkeiten sowie Schenkungen des Erblassers. → → Erbenpflicht zur Auskunftsvermittlung
  • Auskunftsanspruch über Bestand des Nachlasses gegen Miterben
    Der Artikel erläutert, dass Miterben unter bestimmten Voraussetzungen Auskunftsansprüche gegeneinander haben, insbesondere wenn ein Miterbe Nachlassgegenstände in Besitz genommen hat oder als Bevollmächtigter des Erblassers tätig war. In solchen Fällen kann nach § 2027 BGB eine Auskunftspflicht bestehen. → → Rechte der Miterben zur Nachlassauskunft

Das vorliegende Urteil

LG Landshut – Az.: 71 O 2904/22 – Endurteil vom 27.06.2023


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