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Neu aufgefundenes Testament – Änderung der Rechtslage in Prozess

In einem unerwarteten Wendungsreichtum entschied ein handschriftliches Testament über das Schicksal einer Immobilie und ließ die Hoffnungen zweier vermeintlicher Erben platzen. Ein Geschwisterpaar, zunächst als Erbe eingesetzt, focht die Erbschaft an, doch ein später Fund änderte alles: Die Lebensgefährtin des Verstorbenen wurde zur Alleinerbin erklärt, nachdem ein Schriftgutachten die Echtheit des Testaments bestätigte. Das Gericht folgte den Experten und wies die Klage der Nichte und des Neffen ab, die das Erbe für sich beansprucht hatten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Coburg
  • Datum: 02.03.2023
  • Aktenzeichen: 51 O 138/19
  • Verfahrensart: Zivilverfahren wegen Herausgabe eines Grundstücks
  • Rechtsbereiche: Erbrecht, Zivilrecht

Beteiligte Parteien:

  • Klägerin: Die Tochter der Schwester des verstorbenen Erblassers. Sie argumentierte, dass das Testament gefälscht sei und kein mietrechtliches Verhältnis bestehe.
  • Kläger: Der Sohn des Bruders des verstorbenen Erblassers. Er unterstützte die Argumentation der Klägerin.
  • Beklagte: Die Lebensgefährtin des Verstorbenen. Sie behauptete, aufgrund eines handschriftlichen Testaments die Alleinerbin zu sein.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Die Kläger forderten die Herausgabe eines Grundstücks, das die Beklagte bewohnt. Das Grundstück stand im Eigentum des Verstorbenen, dessen Geschwister zunächst Erben waren, jedoch die Erbschaft wegen Irrtums anfochten. Ein handschriftliches Testament bestimmte die Beklagte zur Alleinerbin.
  • Kern des Rechtsstreits: Die Klärung, ob das handschriftliche Testament, das die Beklagte zur Alleinerbin erklärt, als echt anzusehen ist und somit die Herausgabeforderung der Kläger unberechtigt macht.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die Klage wurde abgewiesen. Die Kläger müssen die Kosten des Rechtsstreits tragen.
  • Begründung: Das Gericht stellte fest, dass das von der Beklagten gefundene Testament vom Erblasser stammt und damit die Beklagte die rechtmäßige Erbin ist. Ein Sachverständigengutachten bestätigte die Echtheit des Testaments.
  • Folgen: Die Beklagte hat das Recht, das Grundstück zu behalten. Die Entscheidung unterstreicht die Gültigkeit des gefundenen Testaments. Die Kosten des Verfahrens werden den Klägern auferlegt.

Streit um Testament: Neue Erbfolge sorgt für rechtliche Herausforderungen

Die Regelungen des Erbrechts sind für viele Menschen von großer Bedeutung, insbesondere wenn es um die Erstellung und Änderung von Testamenten geht. Ein Testament regelt den Nachlass eines Erblassers und bestimmt, wie die Erbschaft unter den Hinterbliebenen verteilt wird. Kommt es zu Testamentsänderungen oder einem Streit um das Testament, kann dies weitreichende rechtliche Konsequenzen haben, die bis zur Testamentseröffnung und der Testamentsvollstreckung reichen.

Im Prozessrecht kann zudem die rechtliche Beratung durch einen spezialisierten Rechtsanwalt für Erbrecht entscheidend sein, vor allem wenn es um die Testamentsinterpretation oder den Widerruf eines Testaments geht. Ein kürzlich aufgetauchtes Testament könnte die Erbfolge ganz wesentlich verändern und neue Fragen zur Pflichtteilregelung aufwerfen. Im Folgenden wird ein konkreter Fall betrachtet, der die Komplexität und die Herausforderungen dieser Thematik anschaulich verdeutlicht.

Der Fall vor Gericht


Erbenstreit um Immobilie durch aufgefundenes Testament entschieden

Handschriftliches Testament wird in Schreibtischschublade auf Dachboden gefunden
Ein neuer Testamentfund entschied den Erbenstreit um eine Immobilie zugunsten der ehemaligen Lebensgefährtin des Verstorbenen. (Symbolfoto: Ideogram gen.)

Das Landgericht Coburg hat in einem Rechtsstreit um die Herausgabe einer Immobilie die Klage zweier vermeintlicher Erben abgewiesen. Die Kläger, eine Nichte und ein Neffe des verstorbenen Eigentümers, hatten von der Beklagten, der ehemaligen Lebensgefährtin des Verstorbenen, die Herausgabe des von ihr bewohnten Grundstücks verlangt.

Wendung durch späten Testamentsfund

Ein zunächst als Erben eingesetztes Geschwisterpaar des Verstorbenen hatte die Erbschaft wegen eines erheblichen Irrtums angefochten, woraufhin deren Kindern – den jetzigen Klägern – ein Erbschein ausgestellt wurde. Die Situation änderte sich jedoch grundlegend, als die Beklagte am 28. Mai 2020 in einem Ablageschrank des Wohnanwesens ein handschriftliches Testament vom 20. August 2017 auffand, das sie zur Alleinerbin bestimmte.

Schriftgutachten bestätigt Testaments-Echtheit

Die Echtheit des aufgefundenen Testaments wurde durch einen Sachverständigen für Schriftvergleichung eingehend geprüft. Der Experte untersuchte sowohl die Textschrift als auch die Unterschrift des Dokuments und verglich sie mit verschiedenen Vergleichsschriften. Er stellte fest, dass das Testament keine Anzeichen einer Fälschung wie Pauspapierspuren, Vorzeichnungen oder mechanische Tilgungen aufwies. Die Schreibbewegungsabläufe waren zügig und natürlich, was gegen eine langsame Nachahmung spricht.

Gerichtliche Würdigung der Beweislage

Das Gericht folgte der Einschätzung des Sachverständigen vollumfänglich. Besonders überzeugend fand es, dass die Beklagte vor dem Testamentsfund andere rechtliche Wege gesucht hatte, um in dem Haus verbleiben zu können – unter anderem durch einen später für unwirksam erklärten notariellen Überlassungsvertrag. Dies sprach nach Ansicht des Gerichts gegen eine Fälschung, da die Beklagte sich in diesem Fall direkt auf das Testament berufen hätte.

Rechtliche Grundlagen der Entscheidung

Das Gericht stützte sein Urteil auf § 1922 BGB, wonach das Vermögen des Erblassers als Ganzes auf den Erben übergeht. Es sah es als erwiesen an, dass die Beklagte durch das handschriftliche Testament wirksam zur Alleinerbin bestimmt wurde. Die Klage wurde daher abgewiesen, da den Klägern die aktive Klagebefugnis fehlte. Das parallel laufende nachlassgerichtliche Erbscheinsverfahren hatte für diesen Erbschaftsprozess keine präjudizielle Bedeutung, weshalb das Gericht eine Aussetzung des Verfahrens ablehnte.


Die Schlüsselerkenntnisse


Ein später aufgefundenes Testament hat Vorrang vor einem bereits ausgestellten Erbschein, wenn seine Echtheit durch ein Sachverständigengutachten bestätigt wird. Die Tatsache, dass ein vermeintlicher Erbe zunächst andere rechtliche Wege zur Besitzsicherung versucht hat, spricht dabei nicht gegen die Echtheit eines später gefundenen Testaments – im Gegenteil kann dies sogar für die Glaubwürdigkeit sprechen. Ein laufendes Erbscheinsverfahren hat keine aufschiebende Wirkung auf die Entscheidung im Hauptsacheverfahren.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie in Ihrem Haus ein Testament finden, das Sie als Erben einsetzt, können Sie dieses auch noch während eines laufenden Rechtsstreits einbringen – selbst wenn bereits ein anderslautender Erbschein existiert. Die Echtheit des Testaments wird dann durch einen Schriftgutachter geprüft. Dabei spricht es nicht gegen Sie, wenn Sie vorher andere Wege gesucht haben, um Ihr Wohnrecht zu sichern. Entscheidend ist allein, ob das Testament tatsächlich vom Erblasser stammt. Als Erbe müssen Sie auch nicht warten, bis das Nachlassgericht über einen neuen Erbschein entschieden hat – Sie können Ihre Rechte direkt vor Gericht geltend machen.


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Erbrechtliche Fragen erfordern oft schnelles und strategisches Handeln – besonders wenn ein neues Testament auftaucht oder Ihre Erbenstellung in Frage steht. Unsere spezialisierten Anwälte begleiten Sie durch die rechtlichen Herausforderungen und sichern Ihre Interessen, sei es bei der Testamentsprüfung oder der Durchsetzung Ihrer Erbenrechte. In einem persönlichen Gespräch analysieren wir Ihre individuelle Situation und entwickeln eine maßgeschneiderte Strategie. ✅ Jetzt Kontakt aufnehmen!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche rechtliche Wirkung hat ein später aufgefundenes Testament auf einen bereits ausgestellten Erbschein?

Ein später aufgefundenes Testament führt zur Unrichtigkeit des bereits erteilten Erbscheins, wenn es abweichende Erbeinsetzungen enthält. Das Nachlassgericht muss in diesem Fall den unrichtigen Erbschein von Amts wegen einziehen, wodurch dieser seine rechtliche Wirkung verliert.

Rechte des wahren Erben

Der im später gefundenen Testament eingesetzte wahre Erbe hat zwei zentrale Ansprüche:

  • Die Herausgabe des unrichtigen Erbscheins an das Nachlassgericht
  • Einen Auskunftsanspruch über den Bestand der Erbschaft und den Verbleib der Erbschaftsgegenstände

Rechtliche Folgen für den Scheinerben

Der ursprüngliche Erbscheininhaber wird zum Erbschaftsbesitzer und muss den Nachlass an den wahren Erben herausgeben. Dies betrifft auch Erlöse aus bereits veräußerten Nachlassgegenständen. Wenn beispielsweise der vermeintliche Erbe ein Fahrzeug aus dem Nachlass verkauft hat, muss er den erhaltenen Kaufpreis an den wahren Erben aushändigen.

Sofortmaßnahmen bei Testament-Fund

Wer ein Testament in den Unterlagen des Verstorbenen findet, ist gesetzlich verpflichtet, dieses unverzüglich beim Nachlassgericht abzuliefern. Eine Nichtablieferung kann strafrechtliche Konsequenzen wegen Urkundenunterdrückung nach sich ziehen.

Bei drohenden Verfügungen über den Nachlass durch die unrichtigen Erben kann der wahre Erbe eine einstweilige Verfügung beantragen. Diese dient der Sicherung der Nachlassgegenstände bis zur endgültigen Klärung der Rechtslage.


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Ab welchem Zeitpunkt gilt ein neu aufgefundenes Testament als rechtswirksam?

Ein neu aufgefundenes Testament ist grundsätzlich ab dem Zeitpunkt des Erbfalls rechtswirksam, also ab dem Tod des Erblassers. Dies gilt auch dann, wenn das Testament erst später gefunden wird.

Auswirkungen auf bestehende Erbscheine

Wird nach der Erteilung eines Erbscheins ein neues Testament entdeckt, das andere Erben bestimmt, wird der bereits erteilte Erbschein automatisch unrichtig. Die im neu gefundenen Testament bestimmten Erben können dann die Einziehung des alten Erbscheins und die Erteilung eines neuen Erbscheins beantragen.

Zeitliche Grenzen der Geltendmachung

Ein später gefundenes Testament kann grundsätzlich bis zu 30 Jahre nach dem Erbfall noch geltend gemacht werden. Für konkrete erbrechtliche Ansprüche gilt jedoch seit der Erbrechtsreform 2010 eine Regelverjährung von 3 Jahren. Diese Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Berechtigte von den anspruchsbegründenden Umständen Kenntnis erlangt hat.

Voraussetzungen für die Wirksamkeit

Das später aufgefundene Testament muss im Original oder als nachweisbare Kopie vorliegen. Bei einer Kopie sind sorgfältige Ermittlungen zur Bestätigung der Echtheit erforderlich, etwa durch Schriftsachverständigengutachten. Das Testament muss zudem den formalen Anforderungen entsprechen, also vollständig eigenhändig geschrieben und unterschrieben sein.


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Wie kann die Echtheit eines handschriftlichen Testaments nachgewiesen werden?

Die Echtheit eines handschriftlichen Testaments wird durch ein forensisches Schriftgutachten eines Sachverständigen für Handschriftenuntersuchung überprüft. Diese Sachverständigen verfügen über einen Hochschulabschluss und eine spezielle Ausbildung in der Schriftuntersuchung.

Untersuchung des Originals

Für eine vollständige Prüfung benötigt der Sachverständige das Testament im Original. Nur so können alle physikalisch-technischen Untersuchungsmethoden angewendet werden. Falls das Original nicht verfügbar ist, kann der Sachverständige das Testament auch vor Ort beim Nachlassgericht untersuchen, wobei dann nicht alle Prüfmethoden zur Verfügung stehen.

Vergleich mit Schriftproben

Der Sachverständige benötigt aussagekräftige Vergleichsschriften des Erblassers. Dazu gehören:

  • Zeitnahe Unterschriften
  • Briefe und Glückwunschkarten
  • Kalendereintragungen
  • Bankdokumente und Versicherungsunterlagen

Beweislast und Gerichtsentscheidung

Die Beweislast für die Echtheit des Testaments trägt derjenige, der Rechte aus dem Testament ableitet – in der Regel also der eingesetzte Erbe. Das Gericht muss sich aufgrund der vorliegenden Beweise eine Überzeugung von der Echtheit bilden.

Weitere Beweismittel

Neben dem Schriftgutachten können auch andere Faktoren zur Beurteilung der Echtheit herangezogen werden:

Die Aussagen von Zeugen, die bei der Testamentserrichtung anwesend waren, können bedeutsam sein. Auch frühere Äußerungen des Erblassers zu seinen Begünstigungsabsichten fließen in die gerichtliche Bewertung ein.

Abweichungen im Schriftbild müssen nicht zwangsläufig auf eine Fälschung hinweisen. Sie können auch dadurch entstehen, dass sich der Erblasser um besondere Leserlichkeit bemüht hat oder durch Alter und Krankheit in seiner Schreibfähigkeit eingeschränkt war.


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Welche Rechte haben ursprüngliche Erben nach Auffinden eines neueren Testaments?

Wird ein neueres Testament gefunden, das den ursprünglichen Erben von der Erbfolge ausschließt, gilt grundsätzlich das spätere Testament als maßgeblich. Die ursprünglichen Erben haben dennoch wichtige Rechte:

Prüfung der Testamentsgültigkeit

Die ursprünglichen Erben können die Echtheit und Wirksamkeit des neu aufgefundenen Testaments überprüfen lassen. Dafür ist entscheidend, ob das Testament eigenhändig geschrieben, mit Datum versehen und unterschrieben wurde.

Pflichtteilsansprüche

Sind die ursprünglichen Erben pflichtteilsberechtigt (Kinder, Ehepartner oder Eltern des Verstorbenen), steht ihnen ein gesetzlicher Pflichtteilsanspruch in Höhe der Hälfte des gesetzlichen Erbteils zu.

Auskunftsrechte

Die ursprünglichen Erben können vom neuen Erben umfassende Auskünfte über den Bestand der Erbschaft verlangen. Dies umfasst Informationen über:

  • Den vollständigen Nachlass
  • Den Verbleib der Erbschaftsgegenstände
  • Alle relevanten Unterlagen

Rechtliche Schritte bei Zweifeln

Bei begründeten Zweifeln an der Wirksamkeit des neuen Testaments können die ursprünglichen Erben:

Ein gerichtliches Feststellungsverfahren zur Klärung der Erbenstellung einleiten. Die Beweislast für die Echtheit des späteren Testaments liegt beim neu eingesetzten Erben.

Bis zur endgültigen Klärung der Rechtslage bleiben die Rechte aus einem bereits erteilten Erbschein bestehen. Der ursprüngliche Erbschein wird erst mit der gerichtlichen Feststellung der Unwirksamkeit eingezogen.


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Wer trägt die Kosten eines Rechtsstreits bei einem nachträglich aufgefundenen Testament?

Die Kostentragung bei einem Rechtsstreit um ein nachträglich aufgefundenes Testament richtet sich nach dem Veranlasserprinzip und dem Ausgang des Verfahrens.

Grundsätzliche Kostenverteilung

Derjenige, der Einwendungen gegen die Echtheit eines Testaments erhebt oder unbegründete Zweifel äußert, muss mit einer Kostenlast rechnen. Werden die Einwände im Laufe des Verfahrens zurückgezogen, können die entstandenen Kosten einschließlich der außergerichtlichen Aufwendungen der Gegenseite auferlegt werden.

Gerichtliche Ermessensentscheidung

Das Nachlassgericht kann die Kosten nach billigem Ermessen den Beteiligten ganz oder teilweise auferlegen. Bei der Entscheidung berücksichtigt das Gericht:

  • Die Art der Verfahrensführung
  • Die Berechtigung der vorgebrachten Zweifel
  • Das Verhalten der Beteiligten im Verfahren

Konkrete Kostenfolgen

Die Kosten setzen sich aus Gerichtsgebühren und Anwaltskosten zusammen. Bei einem Streitwert von 500.000 Euro können beispielsweise Anwaltsgebühren von etwa 5.077,49 Euro entstehen. Wer einen Prozess verliert, muss nicht nur die eigenen Kosten tragen, sondern auch die Anwaltskosten der Gegenseite.

Bei objektiv begründeten Zweifeln an der Echtheit eines Testaments und sachlicher Darlegung der Umstände kann das Gericht von einer Kostenauferlegung absehen. Werden jedoch Einwände erhoben, die von vornherein aussichtslos erscheinen, trägt der Einwendende das volle Kostenrisiko.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Alleinerbe

Eine Person, die laut Testament oder gesetzlicher Erbfolge das gesamte Vermögen eines Verstorbenen alleine erbt. Im Gegensatz zur Erbengemeinschaft erhält der Alleinerbe den kompletten Nachlass ohne Teilung mit anderen Erben. Dies ist in § 1922 BGB geregelt. Der Alleinerbe tritt rechtlich vollständig in die Position des Verstorbenen ein und übernimmt damit auch alle Verpflichtungen. Beispiel: Wenn jemand seine Ehefrau als Alleinerbin einsetzt, erbt diese das gesamte Vermögen – auch wenn es gesetzliche Erben wie Kinder gibt.

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Erbschein

Ein amtliches Dokument, das vom Nachlassgericht ausgestellt wird und die Erbenstellung einer Person nachweist (§§ 2353 ff. BGB). Der Erbschein dient als Legitimation gegenüber Behörden, Banken und anderen Stellen. Er wird auf Antrag ausgestellt und kann bei neuen Erkenntnissen, wie einem später gefundenen Testament, für ungültig erklärt werden. Beispiel: Ein Erbe benötigt den Erbschein, um das Konto des Verstorbenen aufzulösen oder eine Immobilie im Grundbuch auf sich umschreiben zu lassen.

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Erbschaftsanfechtung

Die rechtliche Möglichkeit, eine bereits angenommene Erbschaft unter bestimmten Voraussetzungen nachträglich abzulehnen (§§ 1954 ff. BGB). Gründe können Irrtum, Drohung oder Täuschung sein. Die Anfechtung muss innerhalb bestimmter Fristen erklärt werden. Nach erfolgreicher Anfechtung gilt die Erbschaft als von Anfang an ausgeschlagen. Beispiel: Ein Erbe ficht die Erbschaft an, weil er erst nach Annahme von hohen Schulden des Verstorbenen erfährt.

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Nachlassgericht

Die für Erbschaftsangelegenheiten zuständige Abteilung des Amtsgerichts. Es ist verantwortlich für die Testamentseröffnung, Erbscheinerteilung und andere erbrechtliche Verfahren (§§ 342 ff. FamFG). Das Nachlassgericht wird aktiv, sobald ein Todesfall gemeldet wird und ein Testament vorliegt oder ein Erbschein beantragt wird. Beispiel: Nach einem Todesfall veranlasst das Nachlassgericht die Eröffnung des hinterlegten Testaments und informiert die genannten Erben.

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Testamentsvollstreckung

Die vom Erblasser angeordnete Ausführung seines letzten Willens durch eine neutrale Person (§§ 2197 ff. BGB). Der Testamentsvollstrecker verwaltet den Nachlass, erfüllt Vermächtnisse und verteilt das Erbe nach den Vorgaben des Testaments. Er handelt unabhängig von den Erben. Beispiel: Ein Unternehmer setzt einen Testamentsvollstrecker ein, um die geordnete Übertragung seiner Firma an die Erben sicherzustellen.

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Pflichtteil

Der gesetzlich garantierte Mindestanteil am Nachlass für bestimmte nahe Verwandte, die durch Testament von der Erbschaft ausgeschlossen wurden (§§ 2303 ff. BGB). Pflichtteilsberechtigt sind Ehepartner, Kinder und bei kinderlosem Versterben die Eltern. Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils. Beispiel: Enterbt ein Vater seinen Sohn, kann dieser trotzdem den Pflichtteil in Höhe von 50% seines gesetzlichen Erbes verlangen.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 1922 BGB (Erbfolge): Dieser Paragraph regelt, dass mit dem Tod einer Person das Vermögen auf die Erben übergeht. Es bestimmt eine gesetzliche Erbfolge, die die Verwandtschaftsgrade berücksichtigt. Im vorliegenden Fall ist dieser Paragraph relevant, da die Kläger ihre Erbenstellung und den darauf basierenden Anspruch auf das Erbe geltend machen, welcher jedoch aufgrund der Ungültigkeit ihres Testaments und der Anerkennung der Beklagten als Alleinerbin nicht erfüllt wird.
  • § 15 ErbStG (Erbschaftsteuer): Das Erbschaftsteuergesetz regelt die Besteuerung von Erbschaften und Schenkungen. Es ist im vorliegenden Fall relevant, da die Kläger argumentieren, dass der Überlassungsvertrag und die testamentarische Verfügung der Beklagten rechtlich nicht wirksam sind, was auch Auswirkungen auf die steuerlichen Verpflichtungen der Beklagten hätte, falls diese als Erbin anerkannt wird.
  • § 2290 BGB (Testament): Diese Bestimmung betrifft die Formvorschriften und die Gültigkeit von Testamenten. Die Kläger behaupten, das handschriftliche Testament, welches die Beklagte als Alleinerbin ausweist, sei gefälscht. Damit stellt sich die Frage nach der Formgültigkeit und der Authentizität des Testaments im Rahmen des Rechtsstreits, was entscheidend für die Erbenstellung der Kläger ist.
  • § 177 BGB (Vertretung): Dieser Paragraph beschreibt die Grundsätze der Vertretung, insbesondere die Möglichkeit, über das Vermögen eines anderen zu verfügen. Relevanz entsteht hier, da die Beklagte die Behauptung aufstellt, die Kläger hätten keine aktiven Erbansprüche, was die Vertretungs- und Verfügungsrechte in Konflikt bringt. Die Beklagte könnte sich hier auf rechtliche Vorschriften zum Erwerb des Eigentums berufen.
  • § 985 BGB (Herausgabeanspruch): Dieser Paragraph regelt den Anspruch des Eigentümers auf Herausgabe einer Sache von demjenigen, der sie hat, wenn er nicht rechtmäßig im Besitz ist. Der Fall beruht darauf, dass die Kläger die Herausgabe des Grundstücks verlangen, doch der Anspruch wird zurückgewiesen, da die Kläger aufgrund der vorliegenden rechtlichen Unterlagen nicht als rechtmäßige Erben anerkannt sind, was die Beklagte als rechtmäßige Besitzerin legitimiert.

Das vorliegende Urteil

Landgericht Coburg – Az.: 51 O 138/19 – Urteil vom 02.03.2023


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