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Vermächtnisanrechnung nach § 2318 Abs. 1 BGB

Eine Witwe kämpft um ihr Erbe und zieht vor Gericht, nachdem der Testamentsvollstrecker ihr Vermächtnis schmälern wollte. Der Erblasser hatte ihr in seinem Testament eine Eigentumswohnung, einen Grundstücksanteil und sein gesamtes Bankguthaben vermacht – doch die Kinder aus erster Ehe machten ihren Pflichtteil geltend. Das Landgericht Detmold stärkt nun die Rechte der Witwe und verurteilt den Testamentsvollstrecker zur Zahlung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Detmold
  • Datum: 18.04.2024
  • Aktenzeichen: 04 O 275/23
  • Verfahrensart: Klageverfahren auf Zahlung aus Vermächtnis
  • Rechtsbereiche: Erbrecht

Beteiligte Parteien:

  • Klägerin: Ehefrau des Erblassers, macht Zahlungsansprüche aus Vermächtnis geltend. Sie argumentiert, dass ihr Vermächtnis nicht gemäß § 2318 Abs. 1 BGB gekürzt werden sollte, da die Ausschlagung des Erbes durch die Abkömmlinge von D. den verbleibenden Erben bereits einen Mehrbetrag zur Erfüllung der Pflichtteilslast eingebracht hat.
  • Beklagter: Testamentsvollstrecker des Nachlasses des Erblassers, widerspricht der Klägerin und meint, dass ein Kürzungsrecht besteht und dass § 2322 BGB § 2318 Abs. 1 BGB teilweise verdränge.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Der Erblasser hatte seine aus erster Ehe stammenden Kinder als Erben eingesetzt. Die Abkömmlinge eines vorverstorbenen Kindes schlugen das Erbe aus. Die Klägerin erhielt ein Vermächtnis, das eine Eigentumswohnung, einen Miteigentumsanteil an einem Grundstück, und Bank- und Sparkassenguthaben umfasste. Die Klägerin sollte auch noch bestehende Verbindlichkeiten des Erblassers aus dem Vermächtnis tilgen. Sie forderte vom Beklagten die Zahlung aus diesem Vermächtnis.
  • Kern des Rechtsstreits: Ob das Vermächtnis der Klägerin gem. § 2318 Abs. 1 BGB gekürzt werden kann oder ob die Bestimmungen des § 2322 BGB eine Kürzung verhindern, da die verbleibenden Erben von der Erbausschlagung profitierten.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die Klage wurde größtenteils zugunsten der Klägerin entschieden. Die Kürzung des Vermächtnisses gemäß § 2318 BGB wurde abgelehnt, und die Klägerin erhält 15.000,00 EUR nebst Zinsen.
  • Begründung: Es bestand kein Kürzungsrecht, da die verbleibenden Erben aus den ausgeschlagenen Erbteilen genügend Mehrwert erhielten, um die Pflichtteilslasten ohne Kürzung des Vermächtnisses zu tragen. Die Regelung des § 2322 BGB greift vor § 2318 BGB, wenn die zusätzlichen Erbteile ausreichend zur Deckung der Pflichtteile sind.
  • Folgen: Die Klägerin erhält die zugesprochene Zahlung. Das Urteil verdeutlicht den Vorrang von § 2322 BGB bei Ausschlagungen, die verbleibende Erben begünstigen. Der Beklagte trägt die Kosten des Verfahrens. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar.

Vermächtnisanrechnung im Erbrecht: Auswirkungen auf Erbfolge und Ansprüche

Im deutschen Erbrecht regelt die Vermächtnisanrechnung gemäß § 2318 BGB, wie bestimmte Zuwendungen des Erblassers an die Vermächtnisnehmer gestaltet werden. Ein Vermächtnis kann eine wertvolle Bereicherung für die Begünstigten sein, doch oft stehen sie im Spannungsfeld zwischen gesetzlichen Erbquoten und Pflichtteilsansprüchen. Bei der Nachlassregelung ist es entscheidend, wie diese Zuwendungen in die Erbschaft einfließen und ob sie den Pflichtteil beeinflussen.

Die Komplexität des Vermächtnisrechts ist nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn es um die Anrechnung von Schenkungen oder andere Nachlassverbindlichkeiten geht. Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der die praktische Anwendung der Vermächtnisanrechnung verdeutlicht und deren Auswirkungen auf die Erbfolge und die Ansprüche der Beteiligten analysiert.

Der Fall vor Gericht


Pflichtteilsansprüche mindern Vermächtnis nicht bei ausreichendem Nachlassvermögen

Witwe und Kinder aus erster Ehe bei Testamentseröffnung im Notarbüro
Die Vermächtnisanrechnung nach § 2318 BGB regelt die Zuwendungen des Erblassers und deren Einfluss auf Pflichtteilsansprüche, wie im Urteil des Landgerichts Detmold bestätigt. (Symbolfoto: Flux gen.)

Das Landgericht Detmold hat in einem Urteil vom 18. April 2024 die Rechte einer Vermächtnisnehmerin gegenüber dem Testamentsvollstrecker gestärkt. Der Beklagte wurde zur Zahlung von 15.000 Euro nebst Zinsen aus dem Nachlass verurteilt.

Streit um Vermächtnis nach zweiter Ehe

Der 2018 verstorbene Erblasser hatte in seinem notariellen Testament vom Januar 2017 seine drei Kinder aus erster Ehe zu gleichen Teilen als Erben eingesetzt. Seiner zweiten Ehefrau, der Klägerin, vermachte er eine Eigentumswohnung, einen Miteigentumsanteil an einem unbebauten Grundstück sowie sein Bank- und Sparkassenguthaben. Der Gesamtwert des Vermächtnisses belief sich auf 387.765,07 Euro bei einem Nachlasswert von 1.568.418,12 Euro.

Komplexe Rechtsbeziehungen nach Erbausschlagung

Nach dem Tod des Erblassers schlugen die Kinder des bereits vorverstorbenen Sohnes D. das Erbe aus und machten stattdessen Pflichtteilsansprüche geltend. In einem separaten Verfahren einigten sie sich mit den verbliebenen Erben auf Zahlungen von je 50.000 Euro. Die Klägerin hatte verschiedene Zahlungen an den Nachlass geleistet, darunter 69.319,57 Euro für Nachlassforderungen und zur Absicherung von Rückforderungen.

Gericht bestätigt Anspruch der Vermächtnisnehmerin

Das Gericht gab der Klage weitgehend statt und sprach der Klägerin einen Rückzahlungsanspruch von 15.000 Euro zu. Ein Kürzungsrecht des Vermächtnisses nach § 2318 BGB wurde verneint. Das Gericht stellte klar, dass die verbliebenen Erben durch die Erbausschlagung der Kinder von D. jeweils einen zusätzlichen Erbteil von 1/6 erhielten, der mit 261.403,02 Euro mehr als ausreichend war, um die vereinbarten Pflichtteilszahlungen zu decken.

Rechtliche Begründung des Gerichts

Das Landgericht folgte der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, wonach § 2322 BGB der Regelung des § 2318 BGB vorgeht. Ein Kürzungsrecht des Vermächtnisses besteht demnach nur, wenn der den Erben verbleibende Nachlass nicht zur Deckung der Pflichtteilsansprüche ausreicht. Dies war hier nicht der Fall. Das Gericht betonte, dass der mutmaßliche Erblasserwille nicht darauf gerichtet sei, den Erben auf Kosten der Vermächtnisnehmerin zusätzliche Nachlasswerte zukommen zu lassen, wenn sie durch eine Erbausschlagung mehr erhalten als ursprünglich vorgesehen.


Die Schlüsselerkenntnisse


„Das Urteil stärkt die Position von Vermächtnisnehmern gegenüber Erben bei Erbausschlagungen. Wenn Erben durch eine Erbausschlagung mehr erhalten als ursprünglich vorgesehen und dieser Mehrbetrag die Pflichtteilsansprüche abdeckt, können sie das Vermächtnis nicht kürzen. Das Gericht folgt damit dem mutmaßlichen Erblasserwillen, der nicht darauf gerichtet ist, den Erben auf Kosten der Vermächtnisnehmer zusätzliche Nachlasswerte zukommen zu lassen.“

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Als Vermächtnisnehmer können Sie sich gegen eine Kürzung Ihres Vermächtnisses wehren, wenn die Erben durch eine Erbausschlagung mehr erhalten haben als ursprünglich vorgesehen und dieser zusätzliche Betrag ausreicht, um Pflichtteilsansprüche zu decken. Dies gilt auch für zu viel gezahlte Beträge – diese können Sie vom Nachlass zurückfordern. Besonders relevant ist dies in Patchwork-Familien, wo der neue Ehepartner oft durch ein Vermächtnis und die Kinder aus erster Ehe als Erben bedacht werden. Das Urteil gibt Ihnen mehr Sicherheit bei der Durchsetzung Ihrer Vermächtnisansprüche, wenn sich die ursprüngliche Erbenstellung durch Ausschlagungen verändert.


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In der komplexen Situation einer Vermächtniskürzung nach Erbausschlagung brauchen Sie einen verlässlichen Partner an Ihrer Seite, der Ihre Rechte kennt und durchsetzt. Unsere erfahrenen Anwälte analysieren Ihre individuelle Situation und zeigen auf, wie Sie Ihre Ansprüche als Vermächtnisnehmer optimal wahren können. Lassen Sie uns gemeinsam prüfen, welche konkreten Handlungsoptionen sich aus der aktuellen Rechtsprechung für Ihren Fall ergeben. ✅ Jetzt Kontakt aufnehmen!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie schützt das Gesetz Vermächtnisnehmer vor ungerechtfertigten Kürzungen ihrer Ansprüche?

Das Gesetz sieht mehrere wichtige Schutzbestimmungen für Vermächtnisnehmer vor. Der zentrale Schutz findet sich in § 2318 BGB, der die Kürzungsmöglichkeiten des Erben klar begrenzt.

Grundprinzip der Verhältnismäßigkeit

Ein Erbe darf Vermächtnisse nicht willkürlich kürzen. Die Kürzung ist nur in dem Verhältnis zulässig, das dem Wert des Vermächtnisses im Verhältnis zum Gesamtnachlass entspricht. Wenn beispielsweise der Nachlass 600.000 Euro beträgt und das Vermächtnis 200.000 Euro ausmacht, kann die Kürzung nur entsprechend diesem Verhältnis erfolgen.

Besonderer Schutz für pflichtteilsberechtigte Vermächtnisnehmer

Ist der Vermächtnisnehmer selbst pflichtteilsberechtigt, genießt er einen verstärkten Schutz. In diesem Fall darf das Vermächtnis nur soweit gekürzt werden, dass dem Vermächtnisnehmer mindestens sein Pflichtteil verbleibt.

Schutz durch Erblasseranordnungen

Der Erblasser kann in seinem Testament ausdrücklich festlegen, dass das Vermächtnis nicht gekürzt werden darf. Diese Anordnung nach § 2324 BGB hat Vorrang vor dem gesetzlichen Kürzungsrecht.

Rückforderungsschutz

Hat der Erbe das Vermächtnis bereits vollständig erfüllt, ohne von seinem Kürzungsrecht Gebrauch zu machen, kann er nur unter bestimmten Voraussetzungen eine nachträgliche Kürzung vornehmen. Dies ist nur möglich, wenn er zum Zeitpunkt der Erfüllung keine Kenntnis von seinem Kürzungsrecht hatte.


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Welche Rolle spielt die Höhe des Gesamtnachlasses bei der Durchsetzung von Vermächtnissen?

Die Höhe des Gesamtnachlasses ist entscheidend für die tatsächliche Durchsetzbarkeit von Vermächtnissen. Der Erbe haftet für Vermächtnisse grundsätzlich nur mit dem vorhandenen Nachlass. Wenn der Nachlass nicht ausreicht, um sämtliche Vermächtnisse zu erfüllen, kommt es zu einer anteiligen Kürzung der Vermächtnisse gemäß § 1991 BGB.

Verhältnis zu Pflichtteilsansprüchen

Pflichtteilsansprüche haben stets Vorrang vor Vermächtnissen. Wenn nach Erfüllung der Pflichtteilsansprüche nicht mehr genügend Nachlassmasse vorhanden ist, werden die Vermächtnisansprüche entsprechend gekürzt. Bei der Berechnung des Pflichtteils wird der Gesamtnachlass zugrunde gelegt, wobei Vermächtnisse den Nachlasswert nicht reduzieren.

Praktische Auswirkungen

Ein anschauliches Beispiel verdeutlicht die Zusammenhänge: Wenn ein Erblasser seiner Tochter als Alleinerbin einen Nachlass von 150.000 Euro hinterlässt, aber seiner Lebensgefährtin ein Vermächtnis in Höhe von 200.000 Euro aussetzt, kann die Lebensgefährtin nur maximal 150.000 Euro erhalten. Die verbleibenden 50.000 Euro können nicht durchgesetzt werden, da der Nachlass nicht ausreicht.

Besonderheiten bei mehreren Vermächtnissen

Bei mehreren Vermächtnissen erfolgt eine verhältnismäßige Kürzung, sofern der Erblasser keine andere Regelung getroffen hat. Der Erbe kann die Erfüllung eines Vermächtnisses auch verweigern, wenn die Pflichtteilslast zwischen ihm und dem Vermächtnisnehmer verhältnismäßig getragen werden muss. Die Kürzung berechnet sich dabei nach einer speziellen Formel, die den Vermächtniswert ins Verhältnis zum ungekürzten Nachlass setzt.


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Was passiert mit einem Vermächtnissen, wenn Erben ihre Erbschaft ausschlagen?

Ein Vermächtnis bleibt auch dann bestehen, wenn der ursprünglich eingesetzte Erbe die Erbschaft ausschlägt. Dies ist im § 2161 BGB ausdrücklich geregelt und stellt sicher, dass ein Vermächtnis eine eigenständige Existenzberechtigung unabhängig vom Schicksal des Erben hat.

Übergang der Vermächtnislast

Wenn ein Erbe die Erbschaft ausschlägt, geht die Verpflichtung zur Erfüllung des Vermächtnisses automatisch auf den nachrückenden Ersatzerben über. Der neue Erbe tritt dann in die Position des ausschlagenden Erben ein und ist mit dem Vermächtnis beschwert.

Ausnahmen durch Testament

Der Erblasser kann in seinem Testament eine abweichende Regelung treffen. Wenn es dem Erblasser wichtig ist, dass nur ein bestimmter Erbe das Vermächtnis erfüllen soll, kann er im Testament festlegen, dass das Vermächtnis erlischt, falls dieser Erbe wegfällt.

Rechte des Vermächtnisnehmers

Der Vermächtnisnehmer kann seinen Anspruch weiterhin geltend machen, allerdings nun gegenüber dem neuen Erben. Die Ausschlagung des Erbes und des Vermächtnisses sind rechtlich voneinander getrennt geregelt und haben unterschiedliche Wirkungen.

Pflichtteilsrelevante Aspekte

Der neue Erbe kann die Erfüllung des Vermächtnisses teilweise verweigern, wenn Pflichtteilsansprüche bestehen. In diesem Fall wird die Pflichtteilslast zwischen Erben und Vermächtnisnehmer verhältnismäßig aufgeteilt. Bei einem pflichtteilsberechtigten Vermächtnisnehmer ist die Kürzung nur soweit zulässig, dass diesem sein Pflichtteil verbleibt.


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Ab wann können Vermächtnisnehmer ihre Ansprüche geltend machen?

Der Vermächtnisanspruch entsteht automatisch mit dem Todeszeitpunkt des Erblassers und kann ab diesem Moment geltend gemacht werden.

Gesetzliche Fristen und Einschränkungen

Den Erben steht eine Schonfrist von drei Monaten nach Annahme der Erbschaft zu, während der sie die Erfüllung des Vermächtnisses verweigern können. Der Vermächtnisnehmer kann seinen Anspruch dennoch bereits in dieser Zeit anmelden und den Erben dadurch in Verzug setzen.

Besondere zeitliche Regelungen

Der Erblasser kann im Testament abweichende zeitliche Vorgaben festlegen. Wenn beispielsweise ein Vermächtnis erst zu einem späteren Zeitpunkt erfüllt werden soll, etwa wenn der Vermächtnisnehmer ein bestimmtes Alter erreicht hat.

Verjährungsfristen beachten

Der Anspruch auf das Vermächtnis unterliegt folgenden Verjährungsfristen:

  • Reguläre Vermächtnisse: 3 Jahre ab Ende des Jahres, in dem der Erbfall eingetreten ist
  • Grundstücksvermächtnisse: 10 Jahre
  • Ohne Kenntnis oder bei grob fahrlässiger Unkenntnis: 30 Jahre nach Entstehung des Anspruchs

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Welche Rechte haben Vermächtnisnehmer gegenüber dem Testamentsvollstrecker?

Vermächtnisnehmer haben einen direkten Anspruch auf die Erfüllung des Vermächtnisses gegenüber dem Testamentsvollstrecker, sofern dieser mit der Vollziehung des Vermächtnisses beauftragt wurde. Der Testamentsvollstrecker ist in diesem Fall verpflichtet, die letztwilligen Verfügungen des Erblassers zur Ausführung zu bringen.

Informations- und Auskunftsrechte

Vermächtnisnehmern steht im Gegensatz zu den Erben kein automatischer Anspruch auf Einsicht in das Nachlassverzeichnis zu. Eine Übermittlung des Nachlassverzeichnisses an Vermächtnisnehmer ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung aller Erben möglich.

Schutz des Vermächtnisanspruchs

Bei der Erfüllung von Vermächtnissen genießen pflichtteilsberechtigte Vermächtnisnehmer einen besonderen Schutz. Eine Kürzung ihres Vermächtnisses ist nur soweit zulässig, dass ihnen mindestens ihr Pflichtteil verbleibt.

Haftungsansprüche

Verletzt der Testamentsvollstrecker seine Pflichten bei der Erfüllung des Vermächtnisses, steht dem Vermächtnisnehmer ein direkter Schadensersatzanspruch gegen den Testamentsvollstrecker zu. Dies gilt, wenn dem Testamentsvollstrecker ein Verschulden zur Last fällt.

Durchsetzung der Rechte

Der Vermächtnisnehmer kann seine Ansprüche selbstständig gegenüber dem Testamentsvollstrecker geltend machen. Bei der Verwaltung von Nachlassimmobilien oder anderen Vermögensgegenständen, die Gegenstand des Vermächtnisses sind, muss der Testamentsvollstrecker die Interessen des Vermächtnisnehmers angemessen berücksichtigen.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Erblasser

Eine natürliche Person, die verstorben ist und einen Nachlass hinterlässt. Der Erblasser kann durch Testament oder Erbvertrag bestimmen, wer sein Vermögen nach seinem Tod erhalten soll. Das Erbrecht ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) in den §§ 1922 ff. geregelt. Ohne Testament oder Erbvertrag tritt die gesetzliche Erbfolge ein. Beispiel: Ein Vater verfügt in seinem Testament, dass seine drei Kinder zu gleichen Teilen erben sollen und seine Ehefrau bestimmte Vermögensgegenstände als Vermächtnis erhält.


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Vermächtnis

Eine letztwillige Verfügung, durch die der Erblasser einem Begünstigten (Vermächtnisnehmer) einen bestimmten Vermögensvorteil zuwendet, ohne ihn als Erben einzusetzen (§ 2147 BGB). Der Vermächtnisnehmer hat einen schuldrechtlichen Anspruch gegen die Erben auf Übertragung des vermachten Gegenstands. Beispiel: Der Erblasser vermacht seiner Ehefrau eine bestimmte Eigentumswohnung und Bankguthaben, während die Kinder als Erben eingesetzt werden.


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Pflichtteil

Ein gesetzlicher Mindestanspruch bestimmter naher Angehöriger (Kinder, Ehegatten, Eltern) gegen die Erben, wenn sie durch Testament von der Erbschaft ausgeschlossen wurden (§§ 2303 ff. BGB). Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des Wertes des gesetzlichen Erbteils. Die Pflichtteilsberechtigten haben einen Geldanspruch gegen die Erben. Beispiel: Wenn der Erblasser seine Kinder enterbt, können diese trotzdem den Pflichtteil in Höhe der Hälfte ihres gesetzlichen Erbteils verlangen.


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Testamentsvollstrecker

Eine vom Erblasser eingesetzte Person, die den Nachlass verwaltet und den letzten Willen des Erblassers ausführt (§§ 2197 ff. BGB). Der Testamentsvollstrecker ist befugt, über Nachlassgegenstände zu verfügen und die Verteilung des Erbes vorzunehmen. Seine Aufgaben und Befugnisse können vom Erblasser im Testament festgelegt werden. Beispiel: Ein Testamentsvollstrecker verwaltet den Nachlass und überträgt die vermachte Eigentumswohnung an die Witwe.


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Erbausschlagung

Die rechtlich bindende Erklärung, eine Erbschaft nicht anzunehmen (§§ 1942 ff. BGB). Die Ausschlagung muss innerhalb von sechs Wochen nach Kenntnis vom Erbfall gegenüber dem Nachlassgericht erklärt werden. Mit der Ausschlagung verliert der Ausschlagende seine Erbenstellung, kann aber ggf. Pflichtteilsansprüche geltend machen. Beispiel: Die Enkel schlagen das Erbe aus und machen stattdessen ihre Pflichtteilsansprüche geltend.


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Nachlassverbindlichkeiten

Alle Schulden und Verpflichtungen, die auf den Erben mit dem Erbfall übergehen (§§ 1967 ff. BGB). Dazu gehören Schulden des Erblassers, Bestattungskosten, Pflichtteilsansprüche und Vermächtnisse. Die Erben haften grundsätzlich unbeschränkt mit ihrem gesamten Vermögen, können die Haftung aber durch verschiedene Maßnahmen beschränken. Beispiel: Die Erben müssen aus dem Nachlass die Beerdigungskosten und die Pflichtteilsansprüche der ausgeschlagenen Erben bezahlen.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 2318 BGB: Diese Norm regelt die Kürzung von Vermächtnissen, wenn der Erblasser den Pflichtteilsanspruch eines Erben durch die Zuwendung eines Vermächtnisses beeinträchtigt. Der Gesetzestext sieht vor, dass die Vermächtnisse in dem Maße gekürzt werden, wie der Pflichtteil überschritten wird. Im vorliegenden Fall wird dieser Paragraph von der Klägerin angeführt, um zu argumentieren, dass ihr Vermächtnis nicht gekürzt werden dürfe, da die verbliebenen Erben bereits mehr erhalten hätten als notwendig zur Bedienung der Pflichtteilsansprüche.
  • § 2322 BGB: Diese Vorschrift beschreibt die Anrechnung von Vorausvermächtnissen auf den Pflichtteil und stellt klar, dass Vermächtnisse in bestimmten Fällen mit den Pflichtteilsansprüchen verrechnet werden können. Die Rechte der Miterben werden dadurch beeinflusst, was im Prozess um die Auslegung des Testaments und die Höhe der vermächtnisbedingten Zahlungen entscheidend ist. Die Beklagte beruft sich darauf, dass diese Regelung die Anwendung des § 2318 BGB einschränkt und damit die Kürzung des Vermächtnisses rechtfertigt.
  • § 2050 BGB: Diese Bestimmung befasst sich mit der Erbfolge und legt fest, dass Pflichtteilsberechtigte Anspruch auf den Pflichtteil des Nachlasses haben, selbst wenn sie von der Erbschaft ausgeschlossen sind. In diesem Fall haben die Abkömmlinge von D. Pflichtteilsansprüche geltend gemacht, was die finanzielle Situation des Nachlasses beeinflusst und die Frage der Vermächtnisse aufwirft, da die Erben bereits Pflichtteilszahlungen leisten mussten.
  • § 1 des Erbschaftsteuergesetzes (ErbStG): Hier wird geregelt, wie Erbschaften und Vermächtnisse besteuert werden. Die Bewertung des Nachlasses ist für die Berechnung der Erbschaftsteuer relevant, die auch Einfluss auf die Auszahlung des Vermächtnisses der Klägerin haben könnte. Der Wert des Nachlasses wird hier als Grundlage für die steuerlichen Pflichten herangezogen, die die Verteilung von Vermächtnissen betreffen kann.
  • § 2193 BGB: Diese Regelung bezieht sich auf die Testamentsvollstreckung und legt die Aufgaben und Pflichten des Testamentsvollstreckers fest. Der Beklagte, als Testamentsvollstrecker, hat die Verantwortung, die Wünsche des Erblassers gemäß dessen Testament zu erfüllen. Im konkreten Fall wird die Rolle des Beklagten wichtig, um zu klären, ob er die finanziellen Verpflichtungen aus dem Vermächtnis in der richtigen Weise wahrnimmt und ob seine Auffassung zur Kürzung des Vermächtnisses rechtens ist.

Das vorliegende Urteil

Landgericht Detmold – Az.: 04 O 275/23 – Urteil vom 18.04.2024


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